Rivalinnen by Nilsonne

Rivalinnen by Nilsonne

Autor:Nilsonne
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2015-09-14T16:00:00+00:00


23

Als Monika wieder in ihrer Wohnung stand, war sie so müde, dass sie sich zum Zähneputzen regelrecht zwingen musste. Das Wasser in der Badewanne war abgekühlt, sodass sie gar nicht erst auf die Idee kam, heißes Wasser dazuzugeben und das unterbrochene Bad fortzusetzen. Als letzten Sieg dieses Tages über die Müdigkeit putzte sie sich die Zähne, bevor sie schließlich ins Bett fiel.

Noch ehe ihr Kopf das Kissen berührte, war sie eingeschlafen. Das Bett schien sich langsam zu drehen, und sie lag für einen Moment ganz still, um die Bewegung zu beenden. Ihre Augäpfel schmerzten. Sie dachte, dass sie doch schlafen musste und es immerhin auf sechseinhalb Stunden Schlaf bringen würde, wenn sie sofort einschliefe, es war erst halb zwölf.

Dann war sie eingeschlafen.

Als sie erwachte, registrierte sie zuerst, dass es dunkel war, und fürchtete sofort, zu früh aufgewacht und nicht ausgeschlafen zu sein. Dann fiel ihr ein, dass es Dezember war, weshalb die Dunkelheit nichts zu bedeuten hatte. Doch als sie dann auf die Uhr sah, bestätigten sich ihre Befürchtungen. Viertel nach eins.

Nun musste sie an Dinge denken, die sie nicht aufregten, sie musste wieder einschlafen. Sie musste still liegen und durfte sich nicht von einer Seite auf die andere wälzen.

Vor ihrem inneren Auge tauchte der Leiter der Orthopädie auf. Wenn er noch immer als solcher bezeichnet wurde. Sie glaubte sich zu erinnern, dass auch sein Posten umbenannt worden war und jetzt einen weniger klaren Namen trug.

»Versuchen Sie doch bitte, so schnell wie möglich zu kommen«, hatte er gesagt, und sein sympathisches, erschöpftes Gesicht hatte die Last der Verantwortung und die Ermüdung deutlicher gemacht, als Worte das jemals vermocht hätten.

»Ich habe es versucht, ich wollte schon am Montag kommen«, versuchte Monika sich in diesem fiktiven Dialog zu entschuldigen. »Aber Mord ist wichtiger als alles andere, und Sonntagnacht ist eine Frau ermordet worden …« Sie wusste, dass das eine schlechte Entschuldigung war. Man schafft das, was man schaffen muss. Man muss Prioritäten setzen.

In diesem Fall hatte Daga das getan – Lottie war wichtiger als der umstrittene Pfleger. Trotzdem fühlte Monika sich schuldig. Sie versuchte sich daran zu erinnern, dass sie sich alle Mühe gegeben hatte, doch es half nichts. Die Schuldgefühle machten ihr fast körperlich zu schaffen. Ihre inneren Organe fühlten sich an, als würden sie zusammengepresst, ihr Herz hatte weniger Platz zum Schlagen, ihr Magen drückte sich gegen seinen Nachbarn, wer immer das sein mochte.

Sie holte tief Atem und versuchte an etwas anderes zu denken – jetzt, mitten in der Nacht, konnte sie die Lage im Västra Sjukhus ja doch nicht ändern. Aber sie konnte sich auch nicht von den Worten des Krankenhausleiters in ihrem fiktiven Dialog befreien.

Sie dachte an die Kranken und an die Krankenhäuser, die ihnen helfen und sie beschützen sollten. An Håkan Götsten in der Orthopädie, der vielleicht vergeblich wartete. An Aster, die auch nicht das bekommen hatte, was sie brauchte.

Ihr Gefühl des Unbehagens wurde noch stärker.

Das Kollektiv schien nicht mehr auf seine Mitglieder zu hören. Nicht einmal die Notrufe drangen durch.

Sie beschloss, sich gleich am nächsten Morgen an die Krankenhausfälle zu setzen, Lottie hin oder her, doch das Unbehagen wollte nicht weichen.



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